Entwicklung der Schrift im deutschsprachigen Raum

In Deutschland, bzw. dem deutschsprachigen Sprachraum waren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die gotische Schrift für die Druckschrift und die Kurrentschrift für die Handschrift gebräuchlich. Diese Besonderheit im deutschen Sprachraum war eine Entwicklung, die im Zuge des Humanismus im 15. Jahrhundert zu einer Zweiteilung der Schriften führte. Auf der einen Seite existierte weiterhin die gotische Schrift oder Fraktur, auf der anderen Seite eine Weiterentwicklung einer karolingischen Minuskel, die sogenannte Antiqua. Während im Buchdruck beide Schriften nebeneinander her gebräuchlich waren, setzte sich im Handschriftenbereich im deutschsprachigen Raum die Kurrentschrift durch, während die anderen Länder sich in der Gebrauchsschrift der Antiqua bedienten, die sogenannte lateinische Schrift, wie wir sie auch heute noch benutzen.
Bis ins 19. Jahrhundert war besonders im öffentlichen Bereich und auch für Amtsschriften die Kanzleischrift gebräuchlich, eine Form der Kurrentschrift, die besonders gleichmäßig und damit gut lesbar war. Diese unterscheidet sich allerdings nur minimal von der allgemein gebrauchten Kurrent, oder auch “Spitzschrift”, wie sie im 18. und 19. Jahrhundert benutzt wurde.
Die lateinische Schrift, oder auch “Rundschrift” wurde selbstverständlich von gebildeteren Menschen ebenso beherrscht wie das Kurrent, vor allem, da Französisch, Englisch oder Italienisch sich dieser Schrift bedienen. Dadurch entwickelte sich die Gepflogenheit in einer Handschrift in Kurrent, Wörter aus diesen Sprachen in lateinischer Schrift zu schreiben. Auch Eigennamen wurden häufig in lateinischer Schrift geschrieben.
Viele setzen heute die Kurrentschrift mit der Sütterlinschrift gleich und nennen sie auch auch fälschlicherweise so. Allerdings entwickelte der Grafiker und Pädagoge Ludwig Sütterlin (1865–1917) diese Schrift erst 1911 und sie wurde zuerst 1924 in Preußen und noch später in anderen deutschsprachigen Ländern eingeführt. Die Sütterlinschrift ist trotz ihrer Ähnlichkeit zur Kurrentschrift eine eigenständige Schriftform.
1941 kam es unter den Nationalsozialisten zu dem “Normalschrifterlass” und damit wurde das Erlernen der Sütterlin in den Schulen untersagt. Davor gab es auch einzelne Versuche, zwischen 1935 und 1941 an den Schulen die so genannte Deutsche Volksschrift einzuführen, die aber letztlich alle auf die Kurrentschrift zurückzuführen sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in allen deutschsprachigen Ländern die lateinische Rundschrift eingeführt. Die Kurrentschrift wurde lediglich in einzelnen Schulen noch als Schönschrift weiter gelehrt und auch das Lesen dieser Schrift wurde weiterhin geübt.