Deutsche Handschriften im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert waren in Deutschland mehrere Handschriften gebräuchlich. Sie fallen fast alle unter den Sammelbegriff „Deutsche Schrift“, der die vom 16. bis zum 20. Jahrhundert verwendeten gebrochenen Schriften zusammenfasst. In der Umgangssprache ist häufig von altdeutscher Schrift die Rede, was jedoch irreführend ist, weil es keine neudeutsche Schrift gibt, die davon abgegrenzt werden könnte. Ein Erlass der nationalsozialistischen Regierung führte im Jahr 1941 dazu (siehe dazu auch das Posting Über das Verbot der deutschen Schrift), dass die deutsche Schrift in Form der deutschen Kurrentschrift von der lateinischen Schreibschrift als „Normalschrift“ abgelöst wurde.

Folgende deutsche Schriftarten waren im 19. Jahrhundert populär:

  • Deutsche Kanzleischrift

Die deutsche Kanzleischrift wird auch Kanzleikurrent genannt. Sie gehört zu den Laufschriften (lat. currere), was bedeutet, dass die Buchstaben dieser Handschrift miteinander verbunden werden, um eine höhere Schreibgeschwindigkeit zu erzielen. Typisch sind starke Grundstriche sowie kurze Ober- und Unterlängen. Die deutsche Kanzleischrift wurde vor allem in amtlichen Schriftstücken und Dokumenten, darunter zum Beispiel auch in Kirchenbüchern, verwendet. Sie entstand im 15. Jahrhundert auf Basis der Frakturschrift.

  • Deutsche Kurrentschrift

Die deutsche Kurrentschrift war bis ins frühe 20. Jahrhundert die gängige Verkehrsschrift in Deutschland. Sie wird fälschlicherweise oft mit der Sütterlinschrift gleichgesetzt, die jedoch erst im Jahr 1911 von Ludwig Sütterlin als reformierte Version der deutschen Kurrentschrift entwickelt und 1920 als Schulausgangsschrift eingeführt wurde. Charakteristisch sind die veränderliche Strichstärke und die spitzen Winkel. Für die deutsche Kurrentschrift war ebenfalls die Fraktur die Vorstufe.

  • Humanistische Kursive

Nichtdeutsche Texte, vor allem lateinische, wurden seit dem 16. Jahrhundert oft in der humanistischen Kursive geschrieben. Wer solche Texte lesen wollte, was vor allem auf gebildete Bürger zutraf, war daher im 19. Jahrhundert auch dieser Schriftart mächtig. Charakteristisch für diese Schriftart ist die Neigung der Buchstaben nach rechts, Kreise werden eher oval als rund geschrieben. In Briefen findet sich die humanistische Kursive oft neben der deutschen Kurrentschrift: Um Eigennamen hervorzuheben, wurden diese in Kursivschrift geschrieben, während der Fließtext in Kurrentschrift verfasst wurde.